
Oktober
Gerade war gefühlt noch Hochsommer und plötzlich passiert es – ein rötliches Blatt wird von einer lauwarmen Brise über die Dächer auf unseren Balkon geweht. Natürlich nur ein Einzelfall, sagen wir mit ruhiger Stimme zu uns selbst. Doch dann, plötzlich, noch ein Blatt. Und ehe man sich versieht – Kälte, Regen, Frost, Schnee… der Winter ist da.
Die kalte Jahreszeit überrascht uns Menschen häufig. Dies könnte geschickten Verdrängungsmechanismen zugeschrieben werden, welche uns scheinbar vergessen lassen, dass ja zwischen dem lebensbejahenden Frühling und dem angenehmen Herbst noch irgendeine Jahreszeit stattfinden muss. Oder wir haben den Winter zwar mental vor Augen, versuchen uns selbst aber wissenschaftlich fundiert davon zu überzeugen, dass dank Klimawandel und Erderwärmung sicher auch gegen Ende des Kalenderjahres noch einige lauschige Abende auf dem Balkon bevorstehen…
Doch je mehr rötliche Blätter uns entgegenflattern, desto stärker drängt die Einsicht: Es hilft alles nichts. Väterchen Frost eilt mit großen Schritten voran. Es gibt kein Entkommen.
Dass die schöne Zeit nicht mit Ende des Herbstes vorbei sein muss, ist uns Sommerfreunden natürlich bewusst. Der Winter hat schließlich auch seine Vorzüge. Es gilt sich und seine Umgebung aber auf die veränderten Umstände einzustimmen und vorzubereiten.
Wer seinen Balkon liebt, der sollte sich spätestens beim erwähnten ersten roten Blatt ein paar Gedanken machen.
Gedanken, wenn sich die Blätter rot verfärben
Hatten wir unseren Balkon während der letzten Monate rege genutzt, um Pflanzen zu kultivieren, FreundInnen bei Grillfesten kulinarisch zu verwöhnen, mit hippen Dekoobjekten die NachbarInnen neidisch zu machen oder uns einfach nach getaner Arbeit zu entspannen, so ist nun der Moment gekommen, um unserem geliebten Rückzugsort etwas Zeit und Hirnschmalz zu widmen.
Trocken, sauber, intakt
Was im Winter nicht aktiv Verwendung findet, sollte jetzt vom Balkon weggeräumt werden. Dazu gehören in den meisten Fällen Dekorationsobjekte, Gießkannen [Diese werden nur bei winterharten Gewächsen weiterhin am Balkon benötigt], Übertöpfe, Sonnenschirme und Möbel.
Generell gilt: Alles, was wir euphorisch bei den ersten wärmeren Sonnenstrahlen im Frühling meist viel zu früh wieder aus unserer Abstellnische auf dem Balkon zerren wollen, sollte trocken, sauber und intakt verstaut worden sein. Ansonsten beginnt das neue Sonnenjahr mit einem Putzmarathon, der bei sachgemäßer Reinigung im Frühherbst oder Spätsommer sinnvoller und zeitsparender stattfinden hätte können. Was mit eigener Schutzhaube in den Winterschlaf versetzt wird (Sonnenschirme, Möbel etc.) sollte von dieser alle paar Wochen einmal kurz befreit werden, um Luftzirkulation möglich und Schimmelbildung durch Restfeuchte unmöglich zu machen. Was nirgends anders untergebracht werden kann, sollte am Balkon unbedingt abgedeckt verweilen und nach Möglichkeit immer wieder einmal gelüftet werden.
Für den Griller gilt: Nach einer intensiven Reinigung sollte er unbedingt gut abgetrocknet mit seinem Deckel verschlossen werden. Eine zusätzliche Abdeckung (z.B. Plane) schadet auch nicht und schützt vor Korrosion. Außerdem muss ein Gasgriller zwingend von seinem Herzstück – der Gasflasche – getrennt werden. Letztere muss je nach Gasart bei vorgegebener Temperatur und Örtlichkeit gelagert werden. Bitte vorab informieren!
Auch wenn nicht alle aufgezählten Dinge zwingend bei Frost unbrauchbar werden, so können Farbe und Materialien doch durch Kälte und Flüssigkeit Schaden nehmen und dadurch die Nutzungsdauer stark verkürzt werden. Durch das konsequente Wegräumen ermöglicht man sich außerdem selbst die Freude des Wiederentdeckens im Frühling.
Hat man einmal seinen Balkon bereits von einigem geliebten Ballast befreit, bietet es sich auch an, den Boden gründlich zu reinigen und gegebenenfalls einer Pflegekur zu unterziehen.
Winterhart und nicht winterhart
Da der eigene Balkon häufig auch Pflanzen aller Art beheimatet, sollte vor dem ersten Frost eine Unterteilung in winterhart und nicht winterhart stattfinden.
Mehrjährige, nicht winterharte Gewächse müssen vor ihrer Reise in eine frostfreie Winterresidenz unbedingt auf Schädlinge untersucht werden, damit später kein böses Erwachen droht. Je nach Art und Gattung empfiehlt sich vorab auch ein radikaler Kurzhaarschnitt.
Hat man sich bei der Gestaltung des Balkons für winterharte Flora entschieden, so sollte vor dem Winter auch dieser Aufmerksamkeit hinsichtlich ihres Gesundheitszustands und ihrer Frisur geschenkt werden. Winterhart, und das wissen leider nicht alle Leute, bedeutet bedauerlicherweise nicht, dass man die Pflanze einfach unbeachtet stehen lassen kann: Ein bisschen Wasser braucht diese nämlich auch im Winter und damit der Topfballen nicht durchfriert, muss dieser eingepackt werden. Für unten drunter eignen sich beispielsweise Styropor-Platten, für rundherum klappt es mit Luftpolsterfolie oder optisch ansprechenderen und Nikolaus-Flair-versprühenden Kokosmatten ganz gut. Vor Wind und Wetter sollte man seine grünen Freunde durch eine Position nahe der Wand schützen.

Hübsch soll es aber trotzdem sein
Nur, weil es kalt draußen ist, bedeutet dies aber nicht, dass wir auf Dekoration verzichten wollen. Die Vernunft hat uns inzwischen dazu bewogen, die hübsche Blumenvase vom Tisch wegzuräumen, schließlich wissen wir ja, dass gefrorenes Wasser den meisten Behältern weniger gut tut [Daher gilt auch: Alles entleeren, wo Wasser drinnen war!]. Nun aber wollen wir etwas Winterliches, das uns beim Blick nach draußen daran erinnert, dass es schön ist, gerade drinnen im Warmen zu sein.
Wer es pflanzlich will: Bei mir zuhause nahm klassisch die Schneeheide im Herbst in die Blumenkästen Einzug. Diese hat mit Schnee und Frost keinerlei Probleme. Andere optisch ansprechende Möglichkeiten wären, je nach Platzangebot und persönlichen Vorlieben, zum Beispiel die Christrose, Erika (winterharte Version) oder auch das Federgras. Am Balkon überwinternde Topfpflanzen können durch Kokosmatten oder Jute hübsch eingepackt und zusätzlich winterlich dekoriert werden.
Ganz unpflanzlich, aber dennoch klassisch in der kalten Jahreszeit sind Lichterketten. Sollte man vorhaben, solche anzubringen, ist dringend beim Kauf darauf zu achten, outdoor-taugliche Exemplare mit geprüften Europa-Normen (CE, GS) zu erstehen. Außerdem gilt auch im Freien: Lichterketten sollten nicht in Berührung mit brennbaren Materialien kommen. Wer auf LED-Lichter setzt, hat sicherlich lange Freude an seiner Lichterkette, da diese länger halten (und noch dazu weniger Strom verbrauchen). Regelmäßige Checks, ob noch alles dort ist, wo es sein soll, reduzieren die Gefahr von unerwünschten Stromschlägen oder genereller Brandgefahr enorm und sind daher wärmstens zu empfehlen. Eine zusätzliche Zeitschaltuhr ist im Zusammenhang mit einer Lichterkette eine sinnvolle Investition: Sie ist kostengünstig, leicht zu installieren und erspart das tägliche Ein- und Ausschalten.
Falls Sie es gerne animalisch mögen: Singvögel, die in unseren Breitengraden überintern, freuen sich in der kalten Jahreszeit über den ein oder anderen Snack. In vielen Wohngegenden ist es erlaubt, Singvögel zu füttern. Es gilt aber darauf zu achten, dass den NachabrInnen dadurch kein Dreck entsteht! Am besten eignen sich Meisenknödel oder speziell für Singvögel entwickelte Futterstellen. Die Betonung der Singvögel und spezifischer Vorrichtungen hat den Hintergrund, dass es häufig verboten ist, Krähen und Tauben zu füttern. Diese würden sich im ungünstigsten Fall am Speiseangebot und – im Falle der Krähe – später wohl auch an den Singvögeln selbst bedienen und der Artenvielfalt entgegenwirken.
Habe ich etwas vergessen?
Ja, natürlich: Weihnachtskugeln, Sterne und (überwacht oder nicht brennende) Kerzen, Wichtelhäuser, Rentiere mit oder ohne Schlitten, Engerl und (künstliche) Lebkuchenhäuser dürfen natürlich auch nicht fehlen.
Das Credo lautet also: Alles, was Freude bereitet, keine Flüssigkeiten enthält, nicht zu brennen beginnen kann, dem Nachbarn keinen Dreck bereitet und nass werden darf – ab damit auf den Winter-Balkon!
Das Positive sehen
Die Sonnenstunden werden vorerst weniger, das ist nun einmal so im Winter. Dafür gibt es aber kaum eine Jahreszeit, in der man sich weniger gedrängt fühlt, nach draußen zu eilen, um das tolle Wetter zu genießen. Viel eher kuschelt man sich mit seinen Liebsten zusammen, möglicherweise unter einer Decke, vielleicht vor dem Fernseher, vielleicht mit Musik und den Blick auf den beleuchteten und dekorierten Balkon gerichtet. Oder man liest ein gutes Buch. Der Winter ist die Zeit des Jahres, in der man Dinge nachholen kann, die in den anderen Jahreszeiten weniger Platz finden.
Darum gilt es nun Kräfte zu tanken: Liegen, kuscheln, Kekse essen, Tee trinken, Filme ansehen und sich mit lieben Menschen umgeben, etwas für sich selbst tun. Auf die Waage kann man dann wieder steigen, wenn die Sonne zurückgekehrt ist.

In der Kürze liegt die Würze – Nochmal für Leute mit wenig Zeit in Kurzform:
- Vom Balkon wegräumen, was im Winter nicht gebraucht wird. Dabei darauf achten, dass alles trocken, sauber und intakt ist.
- Auch winterharte Topfpflanzen im Winter (wenig) gießen.
- Kontrollieren, dass verbliebene Gefäße, die nicht wegkönnen oder gebraucht werden, leer sind.
- Boden reinigen und ggf. pflegen.
- Abgedeckte Gegenstände regelmäßig lüften, um Schimmelbildung zu verhindern.
- Die Gasflasche vom Griller abschließen und separat lagern. ACHTUNG: Das jeweilige Gas ist für die Art und den Ort der Lagerung entscheidend. Bitte vorab informieren!
- Heide, Christrose und Erika sind klassische Bepflanzungsmöglichkeiten für die winterlichen Blumenkästen.
- Draußen nur Outdoor-Lichterketten verwenden, von Brennbarem fernhalten und regelmäßig auf Funktion und Vollständigkeit hin kontrollieren.
- Vogelhäuschen mit Futter für Singvögel(!) so anbringen, dass bei den NachbarInnen kein Dreck entstehen kann.
- Glühwein/Tee trinken und Kekse essen! Kuscheldecke rege nutzen! Nicht auf die Waage steigen!
Gutes Gelingen!